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Betteln und dürsten – hoch über Locarno

Manchmal winkt das Schicksal mit dem Zaunpfahl – das kann sich durchaus in Form von schlechtem Wetter äussern. Als wir im Herbst vor zwei Jahren beschlossen, das Grotto al Ritrovo im Val Resa, hoch über Brione s/Minusio aufzusuchen, regnete es. Tagsüber nur ein wenig, aber als wir spontan Richtung Val Resa aufbrachen, öffnete der Himmel die Schleusen und es nahte ein Gewitter. Unmittelbar vor dem Restaurant kam uns ein Auto entgegen. Gabriela, die Besitzerin, teilte uns beim Betreten des Grotto mit, dass der Koch soeben nach Hause gefahren sei. Im Gewitter, das das ganze Locarnese für einige Stunden lahm legte, fuhren wir zurück und stillten unseren Hunger daraufhin im „Centovalli“ in Ponte Brolla, bei Kerzen- und Taschenlampenlicht. Aber das ist eine andere Geschichte. 23 Monate später beschliessen wir, vorher unbedingt zu reservieren und freuen uns auf einen gemütlichen Abend bei köstlichem Essen. Ganz so, wie es Ti saluto Ticino in ihren Berichten beschrieben hat. Die Homepage verspricht, dass das Grotto täglich geöffnet ist. Sonntags für Montag Abend reservieren, so lautet unsere Devise. Herr Himmelsbach, der neue Besitzer, erklärt mir, dass am …

Von Zaubergärten und verschwundenen Radfahrern

Der Herbst lässt unweigerlich vieles in anderem, weicherem Lichte erscheinen. Ein Altweibersommer lässt nochmals schöne Dinge Revue passieren, weckt oft Erinnerungen, die durch den milden Schleier der Vergangenheit vielleicht etwas geschönt sind. Trotzdem, die meisten lassen sich in diesem Falle gerne erneut verführen. So erging es uns mit dem Parco Scherrer in Morcote. Vor beinahe zwanzig Jahren war ich mit meiner Grossmutter in diesem Zaubergarten und immer wieder faszinierten mich die Erinnerungen daran. Vor etwa 10 Jahren war ich, einer Geschäftreise wegen, im Juli in Morcote und wollte ganz alleine diesen Park besuchen, erschrak aber ob der übervollen Reisecars, kurzbehosten Amerikaner und gamsbartbewehrten Filzhutträger, fotogeilen Japaner und übelgelaunten Rentnern – kurzum, ich liess von meinem Vorhaben ab. Dem Göttergatten war der Parco Scherrer unbekannt und da inzwischen die Nachsaison begonnen hatte, beschlossen wir, ganz gemütlich Richtung Morcote aufzubrechen. Gegen Mittag konnten wir auf einem kleinen Parkplatz sogar eine Parklücke ausmachen und erstanden danach zwei Eintritte für den stolzen Preis von je Fr. 9.-. „Alles im grünen Bereich, denn wir wollten ja einen aufwändig zu erhaltenden Park besichtigen…“ Arthur Scherrer, ein Tuchfabrikant und –händler hat sich hier ein Traum verwirklicht: Aus einem mit Unkraut und …

Zu spät – zu früh – gerade richtig

Ein wunderbarer Altweibersommertag; die Sonne weckt uns. Sie kitzelt, leicht drängend, fein über das Gesicht. An diesem Mittwoch frühstücken wir gemütlich mit unseren Freunden und beschliessen, nach eingehendem Studium der Karte, ins Maggiatal vorzudringen und dann das Dorf Bosco Gurin zu besuchen. Die Geschichte der Walser hat mich schon früh fasziniert; aber ich war als Teenager das letzte Mal in Bosco Gurin. Leider habe ich überhaupt keine Erinnerung mehr daran. Diese Lücke muss geschlossen werden. Zumal es in Bosco Gurin zwar kein erwähnenswertes Restaurant gäbe, aber ein Pro Specie rara – Gemüsegarten beim Dorfmuseum. Einmal mehr staune ich, als wir nach Ponte Brolla ins Maggiatal vordringen – weit und grosszügig ist das Maggia-Flussbett und ich stelle mir vor, wieviele Leute im Hochsommer hier Sonne und Wasser geniessen…. Über neun steile Haarnadelkurven und durch goldgrün leuchtende Kastanienwälder fahren wir hoch zum Valle di Bosco. Die frische Luft ist merklich kühler, als wir aus dem Auto steigen, um das Dorf zu „erobern“. Die Sonne scheint aber immer noch und sofort sind wir der Überzeugung, dass man einen Rundgang durch das Dorf nur beenden kann, wenn man am Schluss, auf einer Sonnenterrasse eine heisse Schokolade oder eine Latte Macchiato trinken wird. …