Die Challenge „Kulinarische Weltreise“ von Volker mapft kam gerade richtig. Nachdem im März alle in Italien gestartet sind, geht es im April auf die Philippinen.
Die Herausforderung war gross, denn die philippinische Küche scheint in Mitteleuropa nicht gerade viele Freunde zu haben. Auf der iberischen Halbinsel sieht das natürlich anders aus; man kennt sich. Denn der Entdecker Ruy López de Villalobos war Spanier. Auf der Suche nach neuen Handelsrouten erreichte er 1543 die Inseln Samar und Leyte. Er nannte sie, zu Ehren des spanischen Infanten Philipp, „Las Islas Filipinas“. Heute zählen nicht zwei sondern mehr als 7000 Inseln zum südostasiatischen Staat im Westpazifik. Vor den Spaniern hinterliessen Händler aus Malaysia, Indonesien und China ihre Spuren. Was die Küche anbelangt, sind die Philippinos nach wie vor sehr nach Spanien ausgerichtet. Noch heute hält man da diese Art zu kochen für vornehmer.
In der Schweiz erlangten die Philippinen übrigens, vor allem in den 80-er Jahren, eine traurige Bekanntheit durch die „Marcos-Gelder“. Der 1989 verstorbene Diktator Ferdinand Marcos soll während seiner Herrschaft bis zum Sturz 1986 rund 10 Mrd. Dollar ins Ausland geschafft haben. Die Schweiz hatte auf philippinisches Ersuchen 1986 insgesamt 683 Mio. Franken Marcos-Gelder eingefroren und später den grössten Teil davon an die Philippinen überwiesen. Für die damalige Zeit war das völlig ungewöhnlich und das Gezerre um die Marcos-Gelder Juristenfutter erster Güte. Allerdings dauerte es noch bis 2015, bis auch nur kleinste Auszahlungen vorgenommen wurden. Und nun? Das Machtgefüge um den jetzigen Präsidenten Rodrigo Duterte ist auch nicht über jeden Verdacht erhaben; er soll dem Marcos-Clan sehr nahe stehen. Das EDA (Eidg. Departement für Auswärtige Angelegenheiten) rät übrigens derzeit von Reisen in verschiedene Landesteile ab.
Vor allem auch die Probleme mit islamistischen Terroristen geben zu reden. Denn die Filipinos nahmen den von den Spaniern gebrachten Katholizismus mit ganzem Herzen an. So wurden sie für lange Zeit das fast einzige christliche Volk Asiens.
Wegen der Feindseligkeit der Einheimischen, des Hungers und des Verlustes eines Schiffs mussten Villalobos und seine Entdecker 1543 die Siedlung, die sie auf den Philippinen aufgebaut hatten aufgeben und die Expeditionsreise beenden.
Uns geht es besser – wenn der Hunger uns plagt, müssen wir nicht das Land verlassen. Uns stehen Lebensmittel aus aller Welt zur Verfügung. Allerdings musste ich auf der Suche nach philippinischen Rezepten doch ziemlich tief in meiner Kochbuchbibliothek „graben“. Schlussendlich wurde ich fündig: Charmaine Solomons Altwerk „Die Küche Asiens – ein Standardwerk fernöstlicher Kochkunst“. Die Küchen von fünfzehn asiatischen Ländern und ihre Produkte werden ausführlich vorgestellt. Aus den Philippinen sind es doch rund vierzig Gerichte. Klingende Namen wie Adobo, Morcon, Picadillo, Almondigas, Kari-Kari, Lumpia und natürlich Empanadas liessen mich aufhorchen. Ja, die Spanier haben ihre Spuren gerade auch in der Küche hinterlassen… Und dann fiel meine Wahl auf die Ensaymadas. Zu spät, Petra von Chili und Ciabatta hatte das bereits für uns erledigt. Dann also gebratene Nudeln Pancit – stop, sind auch schon verblogt, ähm… Also, dann ein Nachtisch – nö, nicht so mein Ding. Nun denn, Köchin, bleib bei Deinen Töpfen! Jetzt gibt’s eine Sonntagssuppe!
Sinigang, die saure Suppe, wahlweise mit Fisch oder mit Fleisch. Der Göttergatte wünschte Fleisch – es lohnt sich! Passt – im Hause Kräutersturm wird Suppe immer gern gegessen und es muss auch nicht immer kompliziert und aufwändig sein. Zudem ist diese leichte Fleisch-Gemüse-Suppe günstig und ist auch im Sommer, obwohl warm, erfrischend. Die Tamarinde gibt eine wundervolle Säure, die so gut durch die Süsse der Süsskartoffelstückchen ergänzt wird. Weisser Rettich und Pak Choi sind die anderen Gemüseeinlagen. Ich lege Euch die Suppe ans Herz – Versucht dieses philippinische Pot-au-feu!
Lediglich die Kochzeit dauert etwas länger, aber man kann durchaus nebenbei noch was anderes tun, wie z.B. den nächsten Cacherausflug planen, lange Telefonate führen, Haare waschen, Rezepte für das nächste Blogevent suchen, etc. etc. Total relaxed also.
Soulfood ist es auch, hilft mit seinem Umami über jede Enttäuschung hinweg (ich schreibe hier jetzt nichts über meine misslungenen Sauerteig-Back-Versuche…). Einfach „schmagofatz“ meinte der Göttergatte und langte tüchtig zu; er wird seine zweite Portion ins Büro mitnehmen.
========== REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.4
Titel: Sinigang na carne – Saure Rindfleischsuppe
Kategorien: Philippinen, Suppe, Fleisch, Rind, Schwein
Menge: 4-6 Portionen
600 Gramm Rinderbeinfleisch
500 Gramm Suppenknochen
300 Gramm Schweinshalskotelett (ohne Fettschicht)
ca 2 l Wasser
1 grosse weisse Zwiebel, in Scheiben
3 Halbreife Tomaten, in Scheiben
2 Teel. Salz
2 Essl. Getrocknetes Tamarindenmark
250 ml Kochendes Wasser
1 groß. Süsskartoffel, gewürfelt
1 Weisser Rettich, in Scheiben
1-2 Stücke Pak Choi (alternativ Spinat o.ä.)
Fischsauce Nam Pla
frisch gemahlener Pfeffer
1 Limone, in Spalten
1 Zitrone, in Spalten
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Adaptiert nach „Die Küche Asiens“ v. Charmaine Solomon
— Erfasst *RK* 22.04.2018 von
— Marie-Isabelle Bill
Rindfleisch, Knochen und Schweinefleisch in einem grossen Topf mit Wasser bedeckt zum Kochen aufsetzen. Zwiebel- und Tomatenscheiben mit dem Salz zugeben. Sobald die Suppe kocht, die Hitze reduzieren und das Fleisch zugedeckt weich simmern. Dann herausnehmen und
abkühlen lassen.
In der Zwischenzeit das Tamarindenmark in kochendem Wasser einweichen und stehenlassen, bis das Wasser kalt ist. Das Mark zerdrücken, bis es sich ganz aufgelöst hat. Die Lösung durch ein Sieb in die Suppe giessen, Samen und Pflanzenfasern wegwerfen.
Das Schweinefleisch in dünne Scheiben schneiden, das Rindfleisch mundgerecht würfeln. Die Knochen wegwerfen. Das Fleisch in die Suppe zurückgeben. Süsskartoffelwürfel und Rettichscheiben zugeben, fast weich kochen. Das Blattgemüse einfüllen und die Suppe mit Fischsauce kräftig abschmecken. Sobald die Blatter weich sind, die Suppe heiss servieren. Unbedingt die Limonenspalten als zusätzliche Würze dazu reichen. Braucht jeder zum Abschmecken. Dazu passt Reis.
Billi: Tatsächlich erfrischend, einfach und günstig. Ein asiatisches Pot-au-Feu. Kommt in unsere Suppensammlung! Wir haben Bashmati-Reis anstelle von Brot verwendet; das passt bestens. Man kann auch Tamarindenpüree/saft aus der Dose/Flasche verwenden – das ist weniger kompliziert und schmeckt genauso gut. Achtung, auf reines, ungewürztes Püree/Sauce nehmen. Das Rezept reicht auf einem Philippinischen Buffet gut für 8-10 Portionen. Wenn nur die Suppe gereicht wird, gibt es 6 schöne Suppenteller voll.
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