Einkaufskorb, Fremde Orte, Fremde Tische, zum Trinken
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Der doppelte Philippe!

Der Etang de Thau ist mit rund 7’500 Hektaren eine der grössten Lagunen des Languedoc. Er ist durch zwei Kanäle, einer davon ist der Canal du Midi, mit dem Mittelmeer verbunden. Am nordwestlichen Ende dieses Bassins liegt ein kleiner Hafenort namens Marseillan – von Marseillan Plage am Mittelmeer reden wir besser nicht, der Touristen-Ableger ist ein Pizza-Crêpes-Frites-Alptraum! Der Hafenort hat sich vom klassischen Fischerhafen zum Handelshafen im 19. Jahrhundert gewandelt und ist heute noch für viele Besucher des Canal du Midi ein wunderschöner Ausgangsort. Rund um Marseillan hat es sogenannte „Gourgs“, kleine Feuchtgebiete, Tümpel etc. Und da gibt es die wilden rosa Flamingos zu entddecken! Am schönsten ist Marseillan und seine Umgebung bei einem Spaziergang in der Morgendämmerung oder der Abendsonne. Vielleicht endet der Spaziergang am Hafen, wo man dann gemütlich draussen sitzt, sich vom Abendwind streicheln lässt, die Stimmung, ein paar Oliven oder ein Pan Bagnat geniesst und – und das Ganze begleitet durch einen Aperitif, in dem ganz bestimmt einen Anteil Noilly Prat zu schmecken ist …

Americano

Noilly Prat ist nämlich seit 1813 in Marseillan zuhause und wer sich interessiert, kann die Destillerie besuchen und sich durch die alten, wunderschönen Gemäuer und den Eichenfass-Keller führen lassen. Es lohnt sich auf jeden Fall!
In Südfrankreich trinke ich meistens zum Apéro einen „Americano“ – ein Drink, der sich aus Vermouth, Campari, Orange, Zitrone und evtl. etwas Soda zusammensetzt; hier liess ich es mir nicht nehmen und genoss mal einen „DRY AMERICANO“. Den vergass ich leider vor lauter Stimmung zu fotografieren, deshalb ein „geklautes“ Bild von Noilly Prat

 

========== REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.1

Titel: Dry Americano
Kategorien: Getränk, Apéro, Cocktail, Fancy
Menge: 1 Cocktail-Glas

Eiswürfel
200        ml  Campari
400        ml  Noilly Prat Dry oder Dry Vermouth
1/2   Scheibe  Orange
1/2   Scheibe  Zitrone

============================ QUELLE =============================
Noilly Prat – Marseillan
— Erfasst *RK* 11.05.2006 von
— Marie-Isabelle Bill

Eiswürfel ins Glas geben, Campari und den Vermouth beifügen. Dann Orange und Zitrone zugeben und vorsichtig umrühren. Voilà! Wer mag, kann einige Spritzer Soda in’s Glas geben.

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Und hier noch das Klassiker-Rezept, je nach Geschmack mit mehr oder weniger Vermouth:

========== REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.1

Titel:            Americano
Kategorien: Getränk, Cocktail, Apéro, Fancy
Menge:        1 Glas (mittlerer Tumbler oder Cocktailglas)

30        ml  Campari
30-40  ml  Vermouth, rot
1/2      Scheibe  Orange
1/2      Scheibe  Zitrone
Soda zum Auffüllen

============================ QUELLE =============================
Cocktails, Cocktails
— Erfasst *RK* 11.05.2006 von
— Marie-Isabelle Bill

Zubereitung: im Glas, mit Eiswürfeln leicht umrühren, Zitrusfruchtscheiben leicht knicken und dazugeben. Garnitur: Zitronenscheibe

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Entdeckungen

Unser Schiffseigner hatte früher mal einen Segelbootplatz im Hafen Marseillan und empfahl uns deshalb einen Besuch in diesem Städtchen gleich neben Cap d’Agde. Da wir während unserer Flitterwochen Sète, Bouzigue und deren kulinarische Geheimnisse entdeckt hatten, beschlossen wir, etwas Erinnerungen aufzufrischen und einen Tag am Etang de Thau zu verbringen. Wie gesagt, nach dem Aperitif machten wir uns auf die Suche nach einem Restaurant für das Abendessen – was gar nicht so einfach war.

Wie immer, wenn wir vor oder nach der Saison durch Frankreich reisen, sind die gängigsten Lokale noch oder schon geschlossen. Meistens ist das aber wirklich nicht schlimm, denn dies sind in der Regel die klassischen Touristenfallen. Wir spazierten also um den Hafen, bewunderten natürlich die Brennerei von Noilly Prat und landeten per Zufall in einem kleinen Seitengässchen – und da MUSSTE ich einfach hinein in das Paradies von Philippe und seinen beiden Freunden:

Einkaufsparadies in Marseillan

Einkaufsparadies in Marseillan

Eine feine, ganz tolle im Neo-Retro-Stil eingerichtete Epicerie, in der man frisches Kleingebäck und frische Teigwaren erhält. Das Angebot umfasst aber fast alles, was so im Languedoc an Spezialitäten und Weinen erhältlich ist. Im hinteren Teil erreicht man über einen kleinen Hof, der Nachmittags als Freiluft-„Salon de Thé“ genutzt wird, die „Teigwaren-Werkstatt“, wie Philippe sie liebevoll nennt. Zwei der drei Freunde sind übrigens schon in den allerbesten Jahren und das macht den Laden grad nochmal so sympatisch!

Man fühlt sich in die gute alte Zeit versetzt und ...

Man fühlt sich in die gute alte Zeit versetzt und …

...ins Schlaraffenland.

…ins Schlaraffenland.

Ein Schlaraffenland mit kleinen hausgemachten Fondants au chocolat, wunderbaren Teigwaren, dem einmaligen Honig aus der Garrigue, Konfitüren aus den Cevennen, Tee und Wein aus dem Languedoc; Kräutern, Essig und Olivenöl aus dem Hérault, Bonbons aus Pezenas und und und – Verführung pur! Wie gut, dass ich keine Kreditkarte dabei hatte !!!

Abendessen

Ich dachte mir, dass einer der Herren mir sicher ein gutes Restaurant empfehlen könne, fragte mal so ganz scheu und erhielt nach einem ausführlichen, charmanten Gespräch mit Claude einige Adressen in Sète, der Umgebung und in Marseillan selber. Schlussendlich stellte sich heraus, dass die drei Freunde das empfohlene Lokal „Chez Philippe“ bis vor drei Jahr selber geführt hatten und sich den Nachfolger sehr sorgfältig ausgesucht hatten. Eine Empfehlung aus erster, bester Hand also!
Nun denn, nachdem wir ja dann doch nicht allem widerstehen konnten, – ich schmelze bei dem Gedanken an die Fondant au Chocolat – verliessen wir das Paradies, gingen um die Ecke und entdeckten auch gleich das kleine gelbe Haus. Für ein Essen im Garten war es an diesem Abend doch etwas kühl und deshalb steuerten wir gleich in das war, beleuchtete Innere dieses gastlichen Hauses.

Chez Philippe Kombi

Obwohl wir etwas früh waren, wurden wir sehr herzlich begrüsst und sofort mit viel Humor nach unserem Apéro-Wunsch gefragt. Mit den beiden Herren liess es sich wundervoll schäkern und alleine die Präsentation der Speisen war schon ein Erlebnis: Der „Verantwortliche des Saales“ wie er sich mit einem Augenzwinkern nannte, schilderte uns in blumig-bunten Worten die einzelnen Speisen und die dazu passenden Weine.

Als Apéritif (ja, es war schon der zweite an diesem Abend…) gab es einen Carthagène. Einen leicht süsslichen Weisswein mit einer zarten Bitternote. Logisch, ein Getränk aus dem Land der hier omnipräsenten Katharer!

Wir bestellten also unser Essen und harrten amüsiert  der Dinge die da kommen sollten – und wie sie kamen! Die Gewürze spielen in dieser Küche eine wichtige Rolle und wenn sie mit solchem Können eingesetzt werden, dann ist das Lebensfreude pur:

Muschelsuppe

Zu frischem Baguette gab es für mich einen lauwarmen Muscheleintopf an einer Zitronen-Olivensauce

Renés Spargelflan mit frischem grünem Spargel, leicht geräuchertem Haddock und einer Mousse de Verveine (Eisenkrautschaum)

Langoustine

Meine Langoustine auf dem Zwiebelgedünsteten im Filoteig mit Salat war wunderbar. Leicht, die Zwiebeln aus süsslich im knackigen Teig und der Salat an einer himmlischen Vinaigrette.

René genoss perfekt gebratene Filet Mignonspiesschen (auf Rosmarinstengel) mit einem Gratin occitan (Auberginen, Lézignac-Zwiebeln und Tomaten mit Kräutern) an einer leicht säuerlich-bitteren Orangensauce. Renés Nachtisch, ein Sorbet de Gitan (Zigeunersorbet) im Glas war hausgemacht und bestand aus frischen Waldbeeren und einer zweiten Kugel mit Orangen und Thymian. „Hin und weg“ meinte René und erfrischend sei diese Zigeunerin auch noch …

Meine luftig, leichte Frühlingscharlotte mit Erdbeeren an einem Walderdbeer-Coulis liess mich ein wenig träumen von den Zeiten, als ich als Kind bei uns im Wald noch Erdbeeren fand bis zum Umfallen.

Meine luftig, leichte Frühlingscharlotte mit Erdbeeren an einem Walderdbeer-Coulis liess mich ein wenig träumen von den Zeiten, als ich als Kind bei uns im Wald noch Erdbeeren fand.

Der Küchenchef Antonio Diaz Felicio hat ein dickes Lob verdient! Und die beiden älteren Herren, die sich so liebe- und humorvoll um uns kümmerten ebenfalls. Als wir zu recht später Stunde das Haus verliessen, gab es keinen freien Tisch mehr und draussen warteten einige Gäste sehnsüchtig auf die frei gewordenen Plätze.

Der Abend war gelungen, romantisch, fröhlich und wir kehrten beschwingt und mit rundem Bäuchlein auf unser Schiff zurück. Als Bettlektüre führte ich mir das bei „Philippe Epices“ erstandene Kochbüchlein zu Gemüte. Von Philippe – als er noch das Restaurant führte – und einem Kunstmaler, der öfters mal bei den drei Freunden den Nachmittag verbringt… (Nein nein, ich kaufe eigentlich keine Kochbücher mehr!)

Philippe Epicerie         Tel. 04 67 11 93 07
8 Bd Jean Bertouy
34340 Marseillan

Chez Philippe                Tel. 04 67 01 70 62
20, rue de Suffren
Port rive gauche                Reservation empfohlen!
34340 Marseillan

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