Schweizern ist der Jura ein Begriff!
Nicht nur die Gegend, auch oder ganz besonders der Kanton…
Denn am 1. Januar 1979, nach fast 165 Jahren Zugehörigkeit zum Kanton Bern, stiess sich der nördliche Teil des Juras ab und als eigenständiger Kanton zur Eidgenossenschaft hinzu. Vorausgegangen waren fast 20 Jahre mit Querelen und Spannungen, ja sogar gewalttätigen und auch blutigen Auseinandersetzungen. Die damalige Jugendorganisation für die Jurassische Unabhängigkeit von Bern, die „Béliers“ verübte Sprengstoff- und Brandanschläge, denen Bau- und Kriegsdenkmäler zum Opfer fielen.
Der Kanton Bern ist vorwiegend deutschsprachig und protestantisch. Die Bewohner des nördlichen Juras jedoch hauptsächlich französischsprachig und katholisch. Während der Zeit des Wiener Kongresses wurde der Jura dem Kanton Bern zugesprochen, weil dieser vorher die Waadt und den Aargau verloren hatte. Allerdings war das kulturell gesehen eher ein Missgriff. Denn die Gegend galt lange als Armenhaus Berns und die Jurassier wurden immer wieder benachteiligt. Das ging so weit, dass französischsprachige Jurassier, obwohl Berner Kantonsangehörige, für öffentliche Ämter als nicht wählbar galten, weil sie „welsch“ waren. Bereits im 19. Jahrhundert führte dies immer wieder zu Querelen und Aufständen. Das Ganze gipfelte schliesslich in den 60-er und 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts in einer Sezessions-Bewegung, angeführt durch das „Rassemblement Jurassien“.
Mit der legendären Abstimmung vom 24. September 1978 beschloss das Schweizer Volk an der Urne, dem Drängen der Jurassier nach einem eigenen Kanton nachzugeben. Das Städtchen Delémont wurde zum neuen Hauptort gekürt. Der protestantische Südteil, auch vorwiegend französischsprachig und Heimat vieler Hugenotten-Familien, verblieb jedoch beim Kanton Bern.
Auch heute ist der Jura leider einer der wirtschaftlich ärmsten Gegenden der Schweiz – dafür ist sie mit einer Landschaft gesegnet, die schlicht einmalig und unvergesslich ist. Der Jura ist immer wieder eine Reise wert. Leider kennen und schätzen ihn die Touristen einfach zuwenig, fragt sich bloss weshalb? Vielleicht mögen die Menschen in dieser schnelllebigen Zeit diese Gegend mit den Uhren, die anders ticken nicht so sehr? – Obwohl, manch einer trägt ein Zeitmesser am Arm, dessen Ursprünge im Schweizer Jura liegen! Vielleicht mögen einige das „Wer einmal hier war, kehrt bestimmt zurück!“ nicht so sehr? – Sein Herz kann man da schon verlieren!
Die Geografie
überlasse ich einfach Wikipedia. Denn die Geografie stimmt nicht ganz überein mit dem, was der gemeine Schweizer schlicht als „den Jura“ bezeichnet. Über einige nordwestliche Kantone wie die Waadt, Neuenburg, Jura, Bern, Solothurn verteilt, bildet er einen massgeblichen Teil der schweizerischen Staatsgrenze zu Frankreich. Hier fällt der wiederholte Hüpfer über die Grenze ganz leicht und wird auch gelebt. Im Süden und Südwesten ist der Jura begrenzt durch das Drei-Seen-Land mit Neuenburger-, Murten- und Bielersee.
Für Neugierige, Romantiker, Entdecker, Abenteurer, Gourmets und Gourmands – und alle anderen!
Im Jura findet jeder zu jeder Jahreszeit etwas. Fliegenfischen an den Ufern des Doubs; die Freiberge auf dem Rücken der Pferde entdecken oder das einmalige Altersheim für Pferde in Le Roselet besuchen. Und nicht zu vergessen, den wunderbaren Marché Concours in Saignelégier mit seiner über 400 Pferde starken Parade und ländlichen Pferderennen – eigentlich das Fest der Freiberger Pferde schlechthin.
Radfahrer können Hunderte von Kilometern mit dem Velo nicht nur abspulen sondern geniessen; Wanderer steigen über sanfte Hügel, vorbei an wilden Abgründen bis hin zu wunderbaren Aussichtspunkten und wundern sich ob der Aussicht.
Sein Füsse ins kühle Nass von vielen kleinen Seen und Teichen strecken und 1000 Quellen, viele Wasserfälle und einige Schluchten suchen und Heidelbeeren ernten in den Hochmoorgebieten, das wäre etwas für geruhsamere Geniesser!
Und dann sollte jeder einmal seine Arme um einer der grössten und ältesten Eichen Europas legen und den Geist vergangener Jahrhunderte spüren; den Weg von Bisons, Dinosauriern und Lindwürmern kreuzen und auf den Spuren der weltberühmten Schweizer Uhrmacher wandeln; mittelalterliche Städtchen entdecken und verzauberte, verträumte Dörfer finden.
Jedes Dorf im Jura, jeder Winkel im Wald, praktisch jeder Felsen ist Thema einer Legende, eines Märchens oder eines Mythos… es nimmt kein Ende – man muss unweigerlich zurückkehren.
Im Winter bietet sich die Landschaft an zum Schneeschuhwandern, Langlaufen, Skifahren. Saignelégier bietet im Winter internationale Schlittenhunderennen an und vor einem alten Kamin sitzend, in irgend einer abgelegenen Beiz, hören sich die Geschichten aus alter und jüngerer Zeit gleich nochmal so spannend an.
Der Lac des Brenets, der Saut du Doubs – wilde, geballte Kraft des Wassers – romantische Wanderungen dem Doubs entlang mit vielen kulinarischen Entdeckungen; die Grotten von Réclère erkunden und etwas später von den Jurahöhen ins Mittelland bis in die Alpen zu blicken… zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis.
Oder wie wäre es, mal mit „Ross und Wagen“ durch die unglaubliche Ajoie zu gondeln, auf der Suche nach den Spuren der legendären Gilberte de Courgenay, die noch heute im Schweizer Soldaten-Liederbuch verewigt ist und durch die fast ebenso legendäre Anne-Marie Blanc in den 40-er Jahren verkörpert wurde?
Die Liebe zum Jura geht auch durch den Magen!
Tipps gefällig? Da sind die Wochen- und Monatsmärkte von Porrentruy, Delsberg…. Ohne Korb über diese Märkte zu spazieren ist ein Sakrileg!
Neben „St. Martin“, dem Schlachtfest Mitte November, hat der Jura kulinarisch auch sonst noch viel zu bieten:
Wie wäre es mit dem ultimativen Käse der Mönche aus dem Kloster Bellelay, dem „Tête de Moine„? Ziegenkäse aus Movelier, dem „Chaux-d’Abel“ oder dem „Jura Montagne“ aus der Käserei „Les Reussilles“. Einer „Saucisse d’Ajoie“ oder einem Stück geräuchertem Speck aus Saignelégier? Oder lieber doch eine Forellenspezialität aus dem wilden Doubs!
Nicht zu vergessen der wunderbare Jura-Honig – der dunkle aus den dichten Wäldern oder dem leicht herben Blütenhonig von den Bergwiesen?
Und übrigens, die Weine von den Jurasüdhängen sind nicht etwa sauer und die Biere, mmhh! Ach ja, da wäre noch der „Damassine“ – ein grandioser Eau-de-Vie aus der speziellen Damassine-Pflaume. Und die Grüne Fee, der Absinth aus dem Val-de-Travers, darf nicht vergessen gehen!
Wer im Jura unterwegs ist, wird unweigerlich irgendwann mal mit einem feinen Gebäck konfrontiert:
La Toétsché
Hinter dem, für Ungeübte fast unaussprechlichen, Namen verbirgt sich ein schlichtes Hefegebäck. Und wie so oft sind es die einfachen Dinge im Leben, die wunderschön sind oder unvergleichlich schmecken.
Im Jura gibt es so viele Rezepte für die Toétsché wie Familien…
Damit ist wohl genug gesagt – hier das Rezept der romantischen Auberge de la Bouège, einem Geheimtipp am Doubs, nicht allzu weit von Le Noirmont – da gibt es den besten Risotto mit Tête de Moine und – weder Handy- noch Fernseh-Empfang!
========== | REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.4 |
Titel: | Toétché à la Bouège |
Kategorien: | Aperitif, Backen, Kuchen, pikant, Jura |
Menge: | 4 bis 6 Portionen |
Zutaten
H | TEIG | ||
1 | Würfel | Hefe | |
1/2 | Teel. | Zucker | |
1 | kg | Mehl | |
1 1/2 | Teel. | Salz | |
2 | Essl. | Rapsöl | |
Ca 4 dl Wasser, handwarm | |||
H | BELAG | ||
4 | Eier | ||
250 | Gramm | Sauerrahm | |
Salz, Pfeffer | |||
Evtl. etwas Doppelrahm | |||
Je nach Geschmack etwas Safran |
Quelle
Auberge de la Bouège, Le Noirmont | |
Nicolas Fontana |
Erfasst *RK* 25.10.2012 von | |
Marie-Isabelle Bill |
Zubereitung
Teig: Hefe mit dem Zucker flüssig rühren. Das Mehl in eine Schüssel sieben und das Salz unterrühren; eine Mulde formen. Die flüssige Hefe in die Mulde giessen und mit wenig Mehl vom Rand her verrühren, dann ca 15-20 Min. gehen lassen, bis sich Blasen bilden. Dann Oel und Wasser gut zusammen verrühren, zum Vorteig geben und alle Zutaten zu einem geschmeidigen Hefeteig kneten.
Zugedeckt mit einem feuchten Tuch auf die doppelte Grösse aufgehen lassen. Zusammenschlagen und auf ein -grosses Kuchenblech auswallen. Nochmals -ca 15-25 Min. gehen lassen. Ofen auf 250 Grad vorheizen.
Belag: Eier mit dem Sauerrahm und evtl. etwas Doppelrahm (darf nicht zu flüssig werden)leicht verrühren, mit Salz, Pfeffer und Safran abschmecken und auf dem Teig verteilen.
20 bis 25 Minuten backen. Der Belag darf nicht zu trocken werden. Herausnehmen und kurz stehen lassen.
Zu Salat als Mahlzeit oder einfach mit einem Glas Weisswein zum Aperitif reichen.
Wunderbares, jurassisches Apéro-Gebäck! Schmeckt lauwarm am Besten! Nicht zu würzig, aber trotdem herzhaft; nicht zu schwer, aber trotzdem währschaft. Wir lieben es!
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