Drei-Königs-Tag und Zorra hat zum eigenen Königskuchenbacken aufgerufen!
Na, da bin ich aber hin- und hergerissen: Soll ich das klassische süsse Hefeding machen, das seit Samstag als Königskuchen in allen Läden erhältlich ist (ehrlich gesagt: weshalb esse ich einen Königskuchen vor dem Dreikönigstag?) – Aber da gibt es KuchenbäckerInnen, die das wunderschön und gut beherrschen! Also da kann ich gar nicht mithalten. Abgehakt.
Oder vielleicht die französische Galette Royale, die ich während meiner Institutszeit in Genf genossen habe? Ein köstlich‘ Ding, das mit einer Frangipane-Füllung versehen ist, die unsere Köchin so meisterlich beherrschte. Keine Chance – ich will mir die Erinnerung daran nicht versalzen…
Ah, da wäre natürlich die Taillé levé, die meine Grossmutter, die aus dem Waadtland stammt jeweils gebacken hat. Dieses wundervolle Gebäck in einer süssen Version, versehen mit einer Bohne als König. – Meine Lieblingsvariante, die Taillé levé aux greubons (mit Grieben), die in der Waadt als Apérogebäck gereicht wird, eignet sich logischerweise nicht. Aber da muss ich doch zum Telefon greifen und noch kurz Hektik ausbrechen lassen. Meine Mutter scannt das Rezept ein und schickt es mir prompt! Stöhn, geht nicht, denn diesen Teig muss frau über Nacht gehen lassen – Echter Zeitmangel!
Tja, da wäre dann noch die Fribourger Variante, nämlich eine Cuchaule. Dieses Hefegebäck mit Safran oder Zitrone wird im Spätherbst häufig zum Erntedank gereicht und vorwiegend mit Butter und der unvergleichlichen Moutarde de Bénichon gegessen. Eine liebe Freundin, die aus dem Uechtland stammt, hat mir das Rezept verraten. Die Tradition will es, dass die Cuchaule am Dreikönigstag zum allerletzten Mal gegessen wird. Dann kommt nämlich nicht nur Safran („macht den Kuchen gel“), mehr Zucker und etwas abgeriebene Orangenschale in den Teig, nein, auch die Fève, also eine getrocknete Favabohne, wird als Jesuskind versteckt. Die Cuchaule selber wird mit Hagelzucker und/oder Mandeln verziert. Vorher gibt es nur die einfache, streichelglatte Brotvariante, die einen dunkel-dunkelbraun glänzende Oberfläche hat – erst ist man ein wenig irritiert, aber dann kommt die Offenbarung!
Gesagt, getan; einfach einen eigentlich normalen Hefeteig herstellen, dazu königliche Zutaten, dekorieren und…
Auftritt des Göttergatten: „Du hast Dir doch sicher gemerkt, wo die Bohne steckt und irgend ein Zeichen angebracht, oder?“ Also, ich darf auf keinen Fall König werden – sonst sieht es nach Schiebung aus…
Kurz nach Mitternacht ist die Cuchaule fertig und darf auskühlen. Und dann, morgens um sieben ist die Welt ja bekanntlich noch in Ordnung, darf der Göttergatte endlich das grosse Kuchenmesser behändigen und…
So ein intensiver, warmer, leicht süsslicher Duft! Die Krume ist gelb-goldig-süss und die leichte Herbe der braungoldenen Kruste – alles passt einfach königlich zu einer heissen Tasse Kakao oder dem feinen Frühstückstee. Mit etwas Butter bestreichen und dann etwas Moutarde de Bénichon oder feinste Konfitüre aus Petras Fundus…
„Eigentlich müssen Könige heute ja gar nicht arbeiten gehen, oder?“
Also, rasch noch ein zweites Stück ergattern und hoffen, dass die Fava-Bohne…. Nein, wieder nicht – also doch zur Arbeit! Und was geschieht? Während die Holde sich im Tale abrackert, säbelt sich der Held auf dem Berge Scheibe um Scheibe ab. Und triumphiert hämisch mit der Bohne zwischen den Fingern, als sich die beste Ehefrau von allen wieder in der ehelichen Küche zeigt: „Ähm, das ist doch so, wer die Bohne hat, darf heute König sein und alles muss gemacht werden, wie er es wünscht, gell!?“ *Grummel* „Tja, dann wünsche ich mir heute abend…“
========== REZKONV-Rezept – RezkonvSuite v1.4
Titel: Dreikönigs-Cuchaule
Kategorien: Fribourg, 3-Könige, Backen, Süss
Menge: 1-2 Stk
600 Gramm Mehl, feingesiebt
120 Gramm Zucker
1 Teel. Salz
1/2-1 Briefchen Safran (je nach Gusto und Geldbeutel)
1/2 Orange, Schale
15 Gramm Hefe
300 ml Milch, lauwarm
Butter für die Form
1 Eigelb, verquirlt
20 ml Kaffeerahm
Etwas Zucker
1 Saubohne / Favabohne oder auch eine ganze Mandel
Etwas Kaffeerahm zum Bestreichen
Hagelzucker nach Gusto für die Dekoration
Ganze Mandeln nach Gusto für die Dekoration
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Micheline Aubry, Familienrezept
— Erfasst *RK* 06.01.2009 von
— Marie-Isabelle Bill
In einer Schüssel Mehl, Zucker, Salz, Safran und Orangenschale gut vermischen. Einen Ring formen und die flüssige Hefe mit der lauwarmen Milch zusammen gut verrühren. Das Mehl von der Mitte aus mit der Flüssigkeit verrühren. Einen Vorteig, der mit Mehl gedeckt ist, zubereiten.
Nach 20-30 Min (es muss blubbern), den Teig fertig anrühren, gut kneten, bis ein weicher geschmeidiger Teig entsteht. Zugedeckt an einem warmen Ort um das Doppelte aufgehen lassen.
Sobald der Teig aufgegangen ist, aus der Schüssel stürzen, die Bohne in den Teig stecken und gut verkneten. Jetzt in die Mitte des „Fladens“ ein Loch machen (ähnlich vorgehen wie bei einem Bagel). In das Loch eine Blumentöpfchen, eine Tasse oder eine entsprechende
ofenfeste Form stellen, damit der Teig nicht wieder zusammenläuft. (Nicht vergessen zu fetten oder mit einem Backpapier zu „manschetteln“!).
Das Eigelb mit dem Kaffeerahm verquirlen und eine kräftige Prise Zucker zugeben. Nun die Cuchaule auf ein Blech setzen und mit den Fingern rundherum als Verzierung den Teig „klemmen“. Mit Eigelb-Rahmmischung bestreichen und ca 45-60 Min kühl ruhen lassen.
Backofen auf 200 Grad vorheizen. Teig nochmals bestreichen, mit geschälten Mandeln und/oder mit Hagelzucker bestreuen. 30-35 Min backen.
Klopftest machen, heiss nochmals mit etwas Kaffeerahm bestreichen und mit Hagelzucker bestreuen. Abkühlen lassen. Geniessen!
Dazu passt heisser Kakao, feiner Schwarztee – evtl. auch Latte Macchiato…
BILLI: Wunderbar luftig, aromatisch, süsslich – KÖSTLICH! Schmeckt hervorragend mit Butter und Moutarde de Bénichon oder feiner Konfitüre.
Achtung, der Teig wird sehr dunkel – nicht erschrecken, er ist nicht verbrannt!
Die Cuchaule kann auch in einer Springform oder einer Gugelhopfform zubereitet werden. Allerdings bleibt die ersterwähnte Variante die originale. An den anderen Tagen (ausser Dreikönig) werden in der Regel zwei runde, eher flache Brote geformt.
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